D’Ora, mit bürgerlichem Namen Dora Kallmus, war eine Fotografin von internationalem Rang mit Ateliers in Wien und später in Paris, wo sich Persönlichkeiten von Gustav Klimt bis zum Kaiserhaus, Josephine Baker bis Pablo Picasso porträtieren ließen.
1940, nach der Okkupation Frankreichs, verlor sie ihren Besitz. Ihre geliebte Schwester wurde 1941 nach Lodz deportiert. D’Ora floh in den Süden Frankreichs und lebte rund drei Jahre in einem Bergdorf in der Ardèche, wo sie ein Tagebuch führte und Essays sowie einen Roman schrieb. Sie plante, Teile dieser Schriften nach dem Krieg zu veröffentlichen, fand aber keinen Verlag.
Die Herausgeberin Eva Geber hat nun diesen Nachlass erstmals umfassend aufgearbeitet und begleitet ihn mit einem erläuternden Essay sowie Zeit- und Polizeidokumenten. Das Ergebnis ist das intime Bild einer Frau, die trotz Not und Gefahr nicht bereit ist, sich aufzugeben, die ihre Würde bewahren und ihre Werte leben will. D’Oras Aufzeichnungen zeigen anschaulich, wie sich der Blick eines Menschen durch die Bedrohung des Nationalsozialismus verändert.