Der Erzählband „Permafrost. Erzählungen von Spitzbergen“ spielt auf Svalbard, dem äußersten Punkt der Zivilisation auf der nördlichen Hemisphäre. Hier ist niemand richtig zu Hause, die meisten sind Saisonarbeiter, Universitätsangestellte oder Touristen, die Schwierigkeiten haben, in der steinigen und gefährlichen Landschaft zu navigieren. Es wohnen dort 3000 Eisbären und max. 2000 Menschen, und alles ist durch die Natur bedingt.
Die Erzählungen handeln nicht von Svalbard an sich, sondern von dem äußersten Punkt der Welt als mentalem Zustand, von dem Ort als Ausnahmesituation; einem dystopischen Ort, wo das Eis schmilzt, und von dem oder zu dem man flüchtet. Die Natur erscheint als der Gegen- oder Mitspieler des Menschen, und das Innere des Berges als Labyrinth (die stillgelegten Kohlenzechen), Tod und Auferstehung, als Gefrierfach und die Arche Noah (der Saatgut-Tresor). Vor allem handeln die Erzählungen aber von dem Menschen als seinem eigenen Feind. Der Mensch, der im Leben und im Traum gestrandet ist und sich nicht nur in der Natur verirrt, sondern schon in dem Moment, wo er über seine Türschwelle tritt.
Wir hören vom Sündenfall zwei Jugendlicher, von einer Frau, die durch Möbelkauf das Glück sucht, von einem französischen Künstler, der die ultimative Eisskulptur macht, von einem Mann, der sich im Permafrost einfrieren lässt, von einer Schauspielerin die ihren letzten Auftritt in der großen Szenerie hat, von dem Mädchen, das schießen lernen muss, von Untreue, von dem Leben als Selfie, von einem Voyeur, der Mörder wird usw.
Die Erzählungen sind sehr unterschiedlich in Bezug auf Inhalt, Länge und Stil. Ein realistischer Stil wechselt mit dem eher Surrealistischen/Grotesken oder Abstrakten.