OSTWÄRTS - Mit den Folgen:
Georgien
Wie Gott in Georgien
Goldrausch in Georgien
Kaukasische Berg- und Talfahrten
Georgische Weinseligkeit
Sotschi
Mit Sack und Pack nach Sotschi
Als Kurgast im kaukasischen Urwald
Ostalgie an der russischen Riviera
Pferdetreck ins Kaukasische Hochgebirge
Das dicke Ende im Kaukasus
Seidenstraße
Karawane durch Kirgistan
Tadschikische Gastfreundschaft
Usbekistans Seidenstraße
Georgien
Wie Gott in Georgien
"Das schönste Land der Erde liegt ganz im Osten von Europa: Georgien. Das behaupten zumindest die Georgier von ihrer Heimat. Erstmal nur eine Behauptung, findet Julia Finkernagel, und macht sich zum vierten Mal mit ihrem Rucksack auf den Weg ostwärts. Bei ihrer abenteuerlichen Reise erhält Julia Unterstützung von zwei waschechten Georgiern. Gemeinsam durchforsten sie das kleine Land, von der Schwarzmeerküste bis in den Großen Kaukasus. Auf der Suche nach den Menschen und ihren Geschichten erleben sie so manche Überraschung - die sie mit viel Herzlichkeit, Abenteuerlust und einer Prise Humor meistern.
In Tiflis, der Stadt wo sich Seidenstraße und Georgische Heerstraße kreuzen beginnt Julia Finkernagels vierwöchige Reise durch Georgien. Hier trifft sie auf ihre georgischen Begleiter und mit ihnen auf die ersten Schwierigkeiten. Gia Tevdorashvili spricht fließend Deutsch, Bidzina Chomakhashvili spricht „Hände und Füße“. Aber Julia lernt schnell, sich in dieser Sprache auszudrücken. Ihr erstes Ziel ist die Schwarzmeerküste und auf der Fahrt dorthin bekommt Julia den ersten Vorgeschmack von georgischer Gastfreundschaft. Am Straßenstand backt eine Frau für sie frisches Brot im Tonofen und besteht darauf, dass es nicht bezahlt wird. Das soll nicht das letzte Mal sein, dass die Reisegruppe spontan zum Essen eingeladen wird. Im kleinen Kaukasus entdecken sie eine alte Seilbahn, die Julia unbedingt ausprobieren will. Und schon gibt es ein neues Problem: Julias Begleiter Gia hat schreckliche Höhenangst. Dennoch wagen die zwei das angstschweißtreibende Abenteuer in schwindelerregenden Höhen."
Goldrausch in Georgien
Georgien ist das Land mit dem Goldenen Vlies - zumindest in der griechischen Mythologie. Sollte da was dran sein, dann müsste es auch heute noch Gold in Georgien geben, findet Julia. Wo genau und wie man an das Gold heran kommt, will sie dringend herausfinden. Es gibt eine abgeschiedene, sagenumwobene Region in den Bergen des Großen Kaukasus an der Grenze zu Abchasien, die wegen ihrer Landschaft umschwärmt und ihrer kämpferischen Bewohner wegen gefürchtet ist: Swanetien. Da soll das Gold sein, dort will Julia hin. Die einzige Straße ins Hochgebirge ist wegen Dauerregens aber fast unbefahrbar, doch Julias Begleiter Gia gibt alles mit seinem Jeep. Mit großer Verspätung und patschnass kommen Julia und ihre Begleiter bei ihrer Gastfamilie in Mestia an. Hausherr Emsari war einst ein hohes Tier bei der Bergpolizei in Swanetien - wenn der nicht weiß, wo das Gold ist, dann weiß es keiner. Gia entlockt ihm eine Wegbeschreibung zu einem geheimen Dorf noch höher in den Bergen, da soll das Gold gewaschen werden. Dort angekommen will die Familie der Goldwäscher ihr Geheimnis nicht preisgeben und versucht Julia mit essbarem Gold und mehr abzulenken. Doch so einfach lässt sie sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen.
Kaukasische Berg- und Talfahrten
In der dritten Reisewoche durch Georgien geht es für Julia Finkernagel auf der Georgischen Heerstraße in den Großen Kaukasus. Die sagenumwobene Strecke war die einzige Verbindung zwischen Moskau und der Seidenstraße und deshalb von großer strategischer Wichtigkeit - für Kämpfer und Räuber. Auf dem Weg zur russischen Grenze kommt die kleine Reisegruppe bei der ehemaligen eutschlehrerin Luisa in Stepantsminda unter. Der Ort hieß in der sowjetischen Zeit Kasbegi und liegt am Fuß des berühmten Berges Kasbek. Wie ein Adlerhorst liegt das winzige Dorf Tsdo hoch oben in den Bergen. Sechs Familien wohnen hier nur noch, früher waren es mal vierzig. Hier wohnt Babosona, was so viel heißt wie Oma Sona. Sie kocht Kaffee für Julia und Gia, aber mit dem Kameramann steht sie auf Kriegsfuß, der wird von ihr - zum großen Amüsement aller - fast verhauen. Nahe der Grenze laufen die Bauarbeiten für ein großes Kloster. Julia kann gerade noch verhindern, dass sie als Novizin in einem ebenfalls im Bau befindlichen Nonnenkloster nebenan angeheuert wird und bringt sich in Luisas winziger Küche in Sicherheit. Dort zeigt ihr Luisa, wie man Khingali macht, die Leibspeise vieler Georgier, bestehend aus gefüllten Teigtaschen. Aber irgendwas läuft trotzdem schief, denn keiner mag so richtig essen am Abend. Es geht von der nördlichen Grenze bis ganz unten in den Süden - Julia will unbedingt einen Fuß nach Aserbaidschan setzen. Ein Gewitter macht jedoch den Aufstieg in Dawit Garedja nahe der Grenze unmöglich. Jetzt hilft nur noch beten, rät Gia, und zwar in der Kapelle des Höhlenklosters. Und dann passiert ein echtes Wunder.
Georgische Weinseligkeit
Im Nationalpark Lagodechi hat sich die kleine Reisegruppe um Julia Finkernagel auf eine außergewöhnliche Etappe begeben: Zwei Tage Pferdetreck ins Gebirge mit Zelten und Lagerfeuer. Ein Plan mit Hindernissen. Am Morgen der Abreise fällt ein Pferd aus. Dann ist auch noch der zu überwindende Fluss extrem angestiegen und weder Mensch noch Tier mag sich so richtig hinein wagen. Als ob das noch nicht genug Hindernisse wären, setzt mitten im Wald ein heftiges Gewitter ein und spätestens jetzt sinkt die Stimmung auf den Gefrierpunkt. Einzig der findige Bergführer Kakha lässt sich seine Laune nicht verderben und zaubert eine „Medizin“ hervor, die alle wieder zum Lachen bringt und der Treck wird außerplanmäßig zu Ende geführt. Georgische Gastfreundschaft zu erleben ist ganz einfach: Man geht langsam an einem Zaun vorbei, nimmt Blickkontakt mit dem Bewohner dahinter auf und schon wird man eingeladen herein zu kommen! Julia und ihr georgischer Reisebegleiter Gia landen bei dem 74-jährigen Schura, der sie ins Haus lockt und dann eine geheimnisvolle Klappe im Boden der Küche öffnet. Eine Leiter führt nach unten in ein düsteres Verlies, das sich als Weindepot entpuppt - probieren inklusive! So ist das mit der Gastfreundschaft in Georgien. Schließlich landet Julia in der Weinregion Kachetien - ein Höhepunkt der Reise. Fast jede Familie hat hier ihr eigenes Weingut und baut Obst an. Julia stiehlt sich in die Herzen georgischer Landfrauen, indem sie beim Aussäubern der jungen Weinreben und bei der Erdbeerernte hilft. Dafür gibt’s ein Eis und Erdbeeren satt. Das schönste Dorf Georgiens? Natürlich: Gias Heimatdorf. Auf dem elterlichen Bauernhof in Jimiti findet die Reise ihren krönenden Abschluss mit einer großen Feier.
Rund um Sotchi unterwegs
Mit Sack und Pack nach Sotschi
"Zum ersten Mal Russland! Julia Finkernagel zieht mit ihrem Rucksack, freudiger Neugier und Kameramann Michael Matz los nach Sotschi. Das Ziel ist nostalgisch: Urlaub in Sotschi war früher für viele Ostdeutsche das Höchste der Gefühle. Dank Olympia rückt Sotschi nun wieder ins internationale Rampenlicht. Deshalb, so findet Julia, muss es ganz dringend als Reiseziel unter die Lupe genommen werden. Zwischen dem Schwarzen Meer und den Gipfeln des Hohen Kaukasus will sie erleben, was Russland außer Pelzmützen, Militäruniformen und fragwürdigen Gesetzen tatsächlich zu bieten hat. Ein paar winzige Probleme gibt es allerdings: Julia kann kein Russisch, kennt sich nicht aus und hat auch kein Auto. Die Lösung ist Ende dreißig und heißt Mischa Plotnikov. Geboren in Sotschi kennt er den Kaukasus aus dem Eff-Eff. Und glücklicherweise gibt es ihn im Doppelpack mit seinem „Schwälbchen“, einem grasgrünen Lada Baujahr 1980. Voll Retro. So wird es nicht nur für Julia, sondern auch für Mischa und das Schwälbchen eine ereignisreiche Reise voller Höhen und Tiefen, auf und ab über dreitausend Höhenmeter vom Meeresspiegel bis ins Hochgebirge.
Mischa bringt Julia und ihren Kameramann in einem ehemaligen Militärwohnheim von 1933 unter. Die Wohnung hat rustikalen Charme und liegt direkt an der Marschrutka-Rennstrecke. Äußerst praktisch, denn das Schwälbchen wird gerade in der Werkstatt für die lange Reise fit gemacht. Die ersten Ausflüge zum Dendrarium und zum Markt unternehmen Julia und Mischa also mit dem Bus. Aber Vorsicht: Marschrutka fahren will gelernt sein. Man muss früh und laut genug rufen, wo man anhalten möchte und bezahlt erst beim Aussteigen – sofern man bis zum Fahrer durchkommt. Heute gibt es Bordverpflegung: Eine fröhliche Russin besteht darauf, dass Julia ihre frisch gepflückten Fehoa-Früchte hier und sofort probiert. Notfalls wird sie zwangsgefüttert. Julia verkraftet die Überdosis Gastfreundschaft mit einer Prise Humor und steigt mit Mischa auf die Elektrischka um. Es geht auf Schienen die Küste hoch. In Golovinka lädt Mischas Onkel Kolya die beiden zu einer Folklore-Veranstaltung von Kischmay-Tscherkessen ein. Das ist ein erster Vorgeschmack auf die vielfältigen Volksgruppen, denen Julia in Russland begegnen wird. Der Lada ist bereit. Das Schwälbchen kann losfliegen. Hoffentlich geht nichts kaputt."
Als Kurgast im kaukasischen Urwald
Mischa fährt mit Julia ins Tal der Agura und ab jetzt wird gelaufen. Bergauf zum Adlerfelsen - schon wieder ein Platz im Kaukasus, an dem Prometheus angeblich angekettet war. Mischa ist Landschaftsökologe und kann sich für Bäume und Quellen genauso so begeistern wie Julia für Abenteuer und gutes Essen. Das muss irgendwie unter einen Hut gebracht werden. Am Weißen Felsen bei Chosta ergibt sich beides: ein richtiger Urwald mit Jahrhunderte alten Buchsbäumen und Eiben (deren Beeren köstlich schmecken) und ein rauschender Fluss tief unten im Canyon. Im Sommer kann man hier im Taucheranzug durch den Fluss flanieren, aber jetzt ist die Saison zu Ende und aus dem Abenteuer wird nichts. Als Julia den Ausflug bereits zu Ende wähnt, entdeckt sie ein Seil, das quer über die Schlucht gespannt ist. Zwei Männer haben es über eine Winde an einem Auto befestigt, und wer mutig ist und Vertrauen in die Konstruktion hat, kann damit 200 Meter über dem Canyon schweben - man muss sich eben nur trauen. In Macesta liegt der Grund, warum Sotschi als Kurort zu Weltruhm gelangt ist. Stinkende Schwefelquellen erinnern daran, dass Medizin nicht gut riechen muss, um zu helfen. Gut auszuhalten ist das Wadenbad im milchigen Schwefelwasser. Julia und Mischa werden von einer fröhlichen Runde kasachischer Rentner dazu animiert. Damit die Anwendung nicht langweilig wird, schmettern die Kurgäste russische Evergreens. Verflegung gibt’s in einer Art Kantine, die bei den älteren Sanatoriumsgästen außerordentlich angesagt ist, weil dort zwei Programmpunkte pfiffig kombiniert sind: Büffet und Disko. Nur Cluburlaub kann das noch toppen. Am Berg Achun nimmt Julia vorerst Abschied von Sotschi, denn ab jetzt geht es die Küste hoch und ins Landesinnere.
Ostalgie an der russischen Riviera
Der Lada tuckert voll bepackt Richtung Norden. Entlang der Küste kommt Julia an den Sehnsuchtsorten der ehemaligen DDR-Bürger vorbei. Was Rimini für die Wessis, war den Ossis Sotschi. Nicht umsonst heißt die Küste hier Russische Riviera. Doch es ist Herbst geworden: Die Hochsaison ist lange vorbei und es tummeln sich nur noch Sanatoriumsgäste an den Stränden. In Solochaul hatte vor gut hundert Jahren ein Visionär eine Idee: Er pflanzte ein paar aus Georgien mitgebrachte Teekrümel an. Bis heute die nördlichste Teeplantage der Welt. Der Tee trinkt sich am besten grün und mit einem Löffel Kastanienblütenhonig. Mischa bringt Julia zu einem rätselhaften Platz im Wald. Dort steht ein Dolmen, ein Jahrtausende alter, aus einem einzigen Felsen geformter Würfel. Hier wurden geheimnisvolle Rituale abgehalten und die Sonnenwende gefeiert. Und es heißt, wer sich in die Felshöhle wagt und wieder heraus krabbelt, fühlt sich wie neu geboren. Julia braucht viel Kraft für ihre Reise, da kann das nicht schaden. Von Lazarevskoje aus wollen die beiden nach Tchagapsch. Doch so weit kommen sie gar nicht, denn ein Menschenauflauf versperrt die Straße - hier wird eine Hochzeit nach schapsugischem Brauch gefeiert. Da bei den Schapsugen Gäste großes Glück bringen, kommt Julia wie gelegen und wird von der Festgesellschaft adoptiert. Das bedeutet mitessen, mittrinken und vor allem mittanzen. Zur Freude der Einheimischen gibt es eine extra Tanzstunde für die Neuankömmlinge...
Pferdetreck ins Kaukasische Hochgebirge
Mischa fährt mit Julia zu einem Steilkliff am Fluss Aše. Der Legende nach wurden hier früher die Familienältesten in die Tiefe gestürzt, wenn sie zu alt geworden waren, um mit ihrer Arbeit zum Überleben beizutragen. Meistens geschah das auf eigenen Wunsch, aber prüfen kann man das nicht mehr. Julia und Mischa beschließen, es ist noch nicht Zeit zum Sterben und setzen ihre Reise in den Kaukasus fort. Am nordwestlichen Ausläufer des Kaukasus führt ein Pass hinüber nach Maikop, die Hauptstadt der Republik Adygeja. Hier wohnt der Instrumentenbauer Zamuddin Gutschev – ein feiner Mann, der an der Hochschule Musik unterrichtet und die adygeischen Traditionen weiter geben möchte. In seiner Werkstatt gibt Zamuddin Julia eine Einführung in die adygeische Musik, und nach ein paar Trockenübungen wird gemeinsam in der Garage gerockt. Weiter geht’s ins Kaukasische Biosphärenreservat, hier ist die Welt noch in Ordnung. Zumindest solange, bis Julia und Mischa dort die Pferde scheu machen. Fünf Pferde, um genau zu sein. Ein Pferdetreck ins Hochgebirge soll es werden – mit von der Partie sind ein zwei Meter großer, furchteinflößender Kosake, eine zierliche Zoologin und (nur) drei Zelte. Julias Pferd löst allgemeine Heiterkeit aus, denn ins Deutsche übersetzt heißt es „Häschen“. Häschen ist Kummer gewohnt und hoppelt mit Julia im Sattel zwei Tage lang auf dem Lagonaki-Hochplateau über Stock und Stein. Der Kosake führt den Treck zu einem angeblich lauschigen Platz am Fuß eines Berges, doch es ist bitterkalt und sieht nach schlechtem Wetter aus. Hier sollen also die Zelte für die Nacht aufgeschlagen werden, nur irgendwie fehlen zwei Zelte. Aber Frau darf jetzt nicht zimperlich sein, das weiß Julia ganz genau. Immerhin soll der Sonnenaufgang am nächsten Morgen für alle Anstrengungen und Entbehrungen entschädigen. Man muss nur rechtzeitig aufstehen und den Gipfel erklimmen...
Das dicke Ende im Kaukasus
Am höchsten Punkt der Reise, mitten im Hohen Kaukasus, geht der kleinen Reisegruppe fast die Puste aus: Kein Hotel in Dombay will die drei spät abends in Dombay aufnehmen, bloß weil ein Stempel fehlt, den sich alle Russlandbesucher in der ersten Woche holen müssen. Da sind die russischen Behörden irre streng. Ein Hotel erbarmt sich schließlich und die Sorgen sind schnell am nächsten Tag vergessen. Es liegt nämlich der erste Neuschnee und die Russen stürmen mit Kind und Kegel (und Flachmann natürlich) in die Berge. An den Bergstationen Volksfeststimmung. Doch nach ein paar sorglosen Stunden in 3000 Meter Höhe steht unten im Tal die Polizei vor der Tür. Julia muss sich ganz schnell registrieren lassen, sonst ist sie illegal hier. Eine Schrecksekunde jagt die nächste: Am entferntesten Punkt, zwei Tagesreisen von Sotschi entfernt, geht ausgerechnet jetzt der Lada kaputt. Mitten im Wald tut er keinen Mucks mehr – irgendwas am Motor. Nur mit Hilfe von drei lustigen Karachay-Tscherkessen wird das Auto zu einem Schrauber gebracht und die Rückreise wieder möglich. Und als ob das nicht genug wäre, passiert die nächste Katastrophe: An einem Straßenkontrollpunkt in Tuapse wird das kleine Kamerateam aus dem Verkehr gezogen, Begründung: Spionageverdacht. Zuerst erscheint Julia das noch witzig, doch als aus der Routinekontrolle eine waschechte Festnahme mit Verhörraum und KGB-Manieren wird, vergeht sogar ihr der Humor. Denn die Stunden bis zum Rückflug nach Deutschland sind gezählt...
DVD 2
SEIDENSTRASSE1: Karawane durch Kirgistan
Entlang der Seidenstraße durch Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan - mit dem Ziel, möglichst viel über die Gewohnheiten anderer Kulturen zu lernen, reist die Journalistin Julia Finkernagel durch drei Länder am legendären Karawanenweg. Mit Neugier und Humor, aber vor allem Herzlichkeit trifft Julia auf Nomaden, Schamanen, Hirten und Künstler. Sie übernachtet in Jurten, tanzt auf einer Hochzeit, lernt Plov kochen und Suppe mit den Händen essen. Eine humorvolle Kirgisin, eine lebenslustige Tadschikin und ein fröhlicher Usbeke sind ihre Begleiter auf der Reise. Sie zeigen Julia ihre Heimat und bewahren sie vor Fettnäpfchen - denn davon gibt es einige.
Die Reihe lebt von den ungeplanten Begegnungen der Protagonistin mit Menschen vor der Kulisse atemberaubender Landschaften und zentralasiatischer orientalischer Städte.
Auf dem Basar in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek bekommt Julia von ihrer Gastgeberin Guldana Dschunuschowa eine Einführung in die Aufgaben der Schwiegertochter. In Zentralasien wohnt diese ab dem Tag der Hochzeit mit ihrem Mann bei den Schwiegereltern und ist dort für den gesamten Haushalt zuständig.
Der Weg ins Tienschan-Gebirge führt vorbei am Yssykköl-See und durch das märchenhafte Skaskatal. In Kochkor fertigen Frauen in einer Handwerkskooperative traditionelle Filzteppiche. Ob der Teppich, bei dem Julia und Guldana mithelfen, sich allerdings verkaufen lässt – da ist sich Julia nicht so sicher.
In der Bergsteppe am glasklaren Songköl-See verbringen die Halbnomaden mit ihren Herden den Sommer, ohne Handy- oder Fernsehempfang. Julia wird von einer kirgisischen Großfamilie in der Jurte aufgenommen. Solidarisch mit der Schwiegertochter lernt Julia das harte Leben auf der Sommeralm kennen – vergorene Stutenmilch als Aperitif und Fettschwanzschaf auf nüchternen Magen inklusive.
Guldana zeigt Julia die einzige in Kirgistan erhaltene Karawanserei Tasch Rabat, und in Osch erleben sie auf dem Heiligen Berg ein Schamanenritual: Eine Frau bekommt das "böse Auge" ausgetrieben. Auch Julia wird von der Schamanin unter die Lupe genommen.
In der alten Seidenstraßenstadt Ösgön auf dem Basar gibt es eine Rarität: roten Reis. Der eignet sich hervorragend für das kirgisische Nationalgericht Plov. Julia macht einen Kochkurs bei Guldanas Onkel Akim, denn Plov kochen ist Männersache. Sagt der Onkel. Das wollen wir doch mal sehen, sagt Julia.
Guldana bringt Julia noch in ein gottverlassenes Dorf nahe der tadschikischen Grenze - dann heißt es vor der Gipfelkette des Pamir Abschied nehmen. Guldana muss zurück nach Bischkek und Julia will auch weiter, nach Tadschikistan.
2: Tadschikische Gastfreundschaft
Am Grenzposten im Hochgebirge des Pamir trifft Julia die lustige Tadschikin Suhro Gulomowa, die Julia ihr Land zeigen will. Der höchste Punkt der Reise liegt auf knapp fünftausend Metern, ab jetzt geht es bergab.
Der legendäre Pamir-Highway verläuft durch die autonome Provinz Berg-Badachschan. Wegen Überschwemmungen muss das Team einen Umweg machen und landet im gefährlichen Wachan-Korridor – jener Schlucht zwischen Pamir und Hindukusch, die Tadschikistan von Afghanistan trennt. Der Fluss Pandsch bildet die Grenze und man soll ihr ohne kugelsichere Weste nicht zu nahe kommen, rät der Fahrer. Doch Julia und Suhro sind neugierig auf die Afghanen.
Die heiße Quelle Bibi Fatima ist ein Naturwunder, das besonders von Paaren mit Kinderwunsch besucht wird. Diese baden am äußersten Zipfel der Welt im vierzig Grad heißen Wasser, das aus dem Berg schießt. Auch Lungen- und Hautkrankheiten werden hier geheilt und wenn man das Heilige Wasser trinkt, soll es Glück bringen.
In Tadschikistan ist der Gast König. Julia wird vom Tadschiken Haidar zum Essen eingeladen und dem Gast zu Ehren gibt es eine pamirische Folkloreshow. Anscheinend können die Kinder hier schon singen und tanzen, bevor sie sprechen und laufen lernen.
In Kulaichum besuchen Julia und Suhro einen Honigmacher. Das nächste Ziel bei Kulob erreichen die beiden mit Verspätung – alle sind im Aufbruch zu einer Hochzeit im Dorf. Die beiden sind eingeladen, jetzt heißt es schnell duschen und umziehen. Julia lernt eine improvisierte tadschikische Dorfdusche kennen und danach das ganze Dorf. Mehr als 150 Gäste sind auf einer tadschikischen Hochzeit nicht erlaubt, weil sich viele Familien damit finanziell übernommen haben. Aber heute wird nicht so genau gezählt. Zahlreich sind auch die Rituale der Hochzeit – Julia kommt aus dem Staunen nicht heraus.
Auf dem Basar der ehemaligen Seidenstraßenmetropole Chudschand finden Julia und Suhro Kurioses. Mit dem Kraut Usma zum Beispiel färben sich die Frauen die Mitte zwischen den Augenbrauen – die Monobraue ist in Tadschikistan ein echtes Schönheitsmerkmal. An einem anderen Stand werden Steine angeboten, zum Naschen für Schwangere und als Heilmittel bei Magenproblemen. Muss probiert werden, findet Julia, aber dann hat sie bereits Schwierigkeiten beim Abbeißen.
An der usbekischen Grenze nimmt Julia Abschied von Suhro und von Tadschikistan. Sie will zu Fuß weiter, nach Usbekistan.
3: Usbekistans Seidenstraße
Am Grenzposten Bekobod wartet Oybek Ostanov auf Julia, um ihr sein Usbekistan zu zeigen. Die erste Station ist das märchenhafte Samarkand mit orientalischen Bauwerken, blauer Ornamentik und goldenen Verzierungen. Julia hat es noch schwerer als sonst, den Mund geschlossen zu halten.
Auf einem Wiegenfest, einem Gaworabandon, wird ein Neugeborenes zum ersten Mal in die Wiege gelegt - nur Frauen dürfen dabei sein. Julia lernt die vielen symbolischen Handlungen kennen. Die eine schützt vor Unheil, die andere bringt Glück. Die Frauen singen, beten und essen gemeinsam.
Durch die Wüste Kisilkum führt die Seidenstraße in die alte Handels- und Gelehrtenstadt Buchara - ein Bild aus tausendundeiner Nacht für Julia und Oybek. Sandfarbene Kuppelbasare, Moscheen, Medresen und ein verwinkeltes jüdisches Viertel. Hier wohnt der Miniaturmaler Davlat, dem Julia über die Schulter schauen darf, natürlich mit Lupe. Ein paar Gassen weiter hat der Suzanasticker seine Werkstatt. Suzani sind seidene Wandbehänge. Julia lernt wie man diese bestickt und wird, wohl mehr wegen ihres Mundwerks als wegen ihrer Stickkünste, als Lehrling angenommen. Als vorwitziger Lehrling, wie der Meister bemerkt.
Julia und Oybek reisen weiter in die sagenhafte Oase Chiwa. In der Wüstenstadt werden nach uralter Tradition Fellmützen hergestellt, Holz geschnitzt, Seidenteppiche geknüpft. Julia erlebt in der Werkstatt des Mützenmachers, wie er in Rekordzeit eine Mütze aus Lammfell herstellt – und zum großen Amüsement auch frisiert. Bei den Seidenknüpferinnen darf Julia sogar mithelfen, doch das verzögert den Prozess enorm, und der Teppich wird nun wohl etwas später fertig als bestellt.
Den äußersten Westen von Usbekistan bildet die autonome Republik Karakalpakistan. Hier liegt der fast vollständig ausgetrocknete Aralsee, dessen früherer Meeresboden heute die Aralwüste bildet. In der karakalpakischen Hauptstadt Nukus treffen Oybek und Julia den Historiker und Archäologen Oktober. Er nimmt die beiden mit auf eine Expedition zum heutigen Ufer des Aralsees.
Unterwegs gibt es eine wichtige Lektion zu lernen. Im Melonenparadies Usbekistan gibt es 144 Sorten Honigmelonen. Aber wehe, man trinkt Wasser, nachdem man sie probiert hat. Das hätte eine ähnlich unangenehme Wirkung, wie sie Kirschen mit Wasser nachgesagt wird. Am Melonenstand darf Julia so viel Melone essen wie sie mag, aber danach herrscht striktes Trinkverbot.
Oktober, Oybek und Julia besuchen die ehemalige Hafenstadt Muynak, die mittlerweile traurige hundertsechzig Kilometer vom aktuellen Seeufer entfernt liegt.
Am Ufer, weit draußen fernab der Zivilisation, werden sie heute zelten - es ist Oybeks erste Nacht im Zelt – und einen einmaligen Sonnenaufgang erleben.
Von Nukus fliegen Oybek und Julia nach Taschkent. Mit einem Rucksack voller Geschichten über die Menschen an der Seidenstraße nimmt Julia nun Abschied von "Bruder Oybek" und von Zentralasien.