Was für ein beeindruckendes Buch!
Walter Kuchler hat mit dem vorliegenden Band ein
Standardwerk geschaffen. Es ist die Frucht über vier
Jahrzehnten beharrlichen Forschens in Bibliotheken
und in seiner Privatbücherei von mehr als tausendfünfhundert
Skibüchern, seiner Gespräche mit
zahlreichen Zeitzeugen und seiner eigenen produktiven
Tätigkeit. Aus dem Projekt eines Büchleins ist
mit der Zeit ein dicker Wälzer entstanden, immer
wieder erweitert und immer wieder neu konzipiert.
Er enthält eine wahrlich außerordentliche Fülle von
Informationen.
Man fragt sich, wie man an die Lektüre herangehen
soll. Das Buch in einem Zug durchlesen, wird nicht
möglich sein. So viele Namen und Daten so konzentriert
zusammengefasst, würden sicher die Auffassungsgabe
der meisten überfordern. Also das Buch
zugänglich platzieren, so dass man es immer wieder
in die Hand nehmen kann, um sich vom Text und den
Abbildungen fesseln zu lassen.
In einem weit gespannten Bogen führt der Autor die
Leserinnen und Leser von den Anfängen des Skilaufs
bis zur Gegenwart. Manches werden sie aus ihren
eigenen Skifahrerbiographien kennen, anderes aus
Büchern und Zeitschriften; doch welch ein Vergnügen,
hier nun eine Übersicht zu finden, Verbindungen und
Entwicklungen aufgezeigt zu bekommen. Und viel
Überraschendes gibt es zu entdecken!
So ein monumentales Werk kann ein einzelner Autor
nur verfassen, wenn er Walter Kuchler heißt, der
dieses umfassende Wissen besitzt, auf weite Sicht
plant, mit Beharrlichkeit an einer Sache bleibt, dem
flüssiges Schreiben eine Gabe ist und dem es eine nimmer
nachlassende Freude bereitet, seine Kenntnisse
weiterzugeben.
Seit er sich Ende der 1980er Jahre weitgehend aus dem
offiziellen Skibetrieb zurückgezogen hat, verdanken
wir ihm zahlreiche wegbereitende Publikationen und
Filme, besonders zum Carven.
Für all diejenigen, für welche Geschichte – auf welchem
Gebiet auch immer – nicht staubige Vergangenheit,
sondern Grundlage zum Verständnis der Gegenwart
ist und womöglich auch Zukünftiges erklärt, ist
der Blick zurück eine Erkenntniserweiterung.
Die Fülle der Betrachtungen sprengt die nationalen
Grenzen. Es gibt keine chauvinistischen Einengungen
oder gar Abwertungen. Alle Techniken haben ihre
Gültigkeit. Das heißt nicht, dass alle die gleiche Nützlichkeit
besitzen.
Doch mit diesem offenen Blick wäre es in der Nachkriegszeit
nicht nötig gewesen, von Jahr zu Jahr und
von Land zu Land immer neu lernen und umschulen
zu müssen.
Kasimiercz Maslowski hielt beim Interski-Kongress
1971 in Garmisch-Partenkirchen ein scharfsinnig
analytisches Referat über die „Wege und Irrwege der
Skitechniken“, das leider zu wenig beachtet wurde.
Denn gerade bei diesem Kongress wurde wieder so ein
Irrweg vorgestellt – die Wellentechnik. Was hat sich
inzwischen zum Positiven geändert? Nun, neue Wege
eröffnete der Carvingski, der das Skifahren revolutionierte,
es vereinfachte und das Lernen erleichterte.
Doch welche Kämpfe waren zu seiner Durchsetzung
nötig!
Das vorliegende Werk zeigt in über 1200 Beispielen,
belegt durch Zitate und Bilddokumente und ergänzt
durch Kommentare und Hinweise, wie sich das Skifahren
entwickelt hat, auch dass viele „alte“ Techniken
noch heute anwendbar sind, ja dass versierte Skifahrerinnen
und Skifahrer Spaß haben können, sie in ihr
Repertoire aufzunehmen.
Sollte uns diese „Geschichte der Skitechniken“ zu
mehr Offenheit, zu mehr Toleranz bewegen, hätte dieses
Werk schon einmal ein wesentliches Ziel erreicht.
Begeben Sie sich nun auf eine Zeitreise durch die
Geschichte der Skitechniken, machen Sie Entdeckungen
über Entdeckungen und haben Sie viel Freude bei
Ihren Aha-Erlebnissen.