September 14, 2021

Wandern in Albanien: Zweitagestour von Peshkopia über den Mali i Grames nach Radomire

Schon mal daran gedacht in Albanien wandern zu gehen? Hier gibt es einen der letzten naturbelassenen Flüsse Europas, die Vjosa, Berge bis zu 2700 m hoch, die Albanische Riviera und so einige kulinarische Leckerbissen zu erleben! Heute stellen wir euch eine Zweitagestour aus dem Rother Wanderführer Albanien von Max Bosse und Kathrin Bosse-Steinweg vor: Von Peshkopia über den Mali i Grames nach Radomire.

Entlang der Landesgrenze zu Nordmazedonien 

Die Verlockung ist groß, gleich schon nach Tourbeginn eine Pause einzulegen, auch wenn uns nach dem Bad in der Schwefelquelle der Hauch fauler Eier umweht. 

Den Weiterweg versüßen uns dann Brombeeren am Wegesrand im Tal, ehe es durch die beschaulichen Bergdörfer Bellovë und Çerjan hoch hinauf geht auf den Mali i Gramës, 2344 m.  

Der zweite Tag unserer Wanderung entlang der Vargu Lindor (»Ostkette«), die Albanien von Nordmazedonien trennt, bietet ein Farbenspiel aus lila, blauen und rot-gelben Steinen, goldenen Wiesen und strahlend weißen Felswänden.

Karte Gahwinden Wanderung
Tourentyp: Wanderung
Schwierigkeit: mittel
Gehzeit: 12.00 Std.
Tage: 2
Höhenmeter Aufstieg: 1994
Höhenmeter Abstieg: 1378
Strecke: 30.2 km
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar

 

Ausgangspunkt: Peshkopia, 648 m, am Abzweig der Straße (Rruga e Llixhave) zu den Schwefelquellen von der Hauptstraße bei der Brücke über den Përroi i Llixhave. Busanbindung siehe Einführungskapitel Korabgebirge. 
Endpunkt: Radomirë, 1264 m. Bus ab Radomirë 6.00, Ankunft Tirana 12.00 Uhr, 13.00 Uhr ab Tirana nach Radomirë.  
Höhenunterschied: Ca. 2200 m im Aufstieg, gut 1600 m im Abstieg. 
Anforderungen: Zu Beginn und am Ende breite Wege, ab Bellovë gut markierte Bergpfade. Der Anstieg zum Grama-Pass ist steil, aber unschwer. Auch sonst gibt es keine bergsteigerischen Schwierigkeiten oder ausgesetzte Passagen. 
Einkehr: Unterwegs keine. 
Unterkunft: Peshkopia – Peshkopi Backpacker Hostel, Rruga Safet Zhulali (Tel. +355/68 277 68 48, +355/68 313 34 51, peshkopiahostel@hotmail.com, www.peshkopibackpackerhostel.weebly.com, www.facebook.com/Peshkopiahostel, ÜF 1200 Lek/10 €, März–Nov.); Hotels im Zentrum in der Fußgängerzone (Bulevardi Elez Isufi) und bei den Schwefelquellen (Llixhat e Peshkopise). – Liqeni i Gramës – Korabi Mountain Camping, ca. 1 km abseits unserer Route (Xhemal Kaloshi, Tel. +355/68 391 21 26; die Fahrspur dorthin zweigt im spitzen Winkel nach Südwesten von unserer Route ab). – Radomirë – Hotel Korabi (Haxhi Hima, Tel. +355/69 253 81 72 und +355/68 439 21 87, VP 2500 Lek, Ü 1000 Lek; Haxhi Hima hat auch ein Gästehaus im Ortsteil Stordok); Hotel Radomira (Tel. +355/68 277 71 29). 
Einkauf: In Peshkopia. 
Variante: Vom Gastgeber eine Fahrt zur Hängebrücke nach Bellovë organisieren lassen oder ein Furgon nehmen. So kann man 5 km/300 Hm Anstieg (ca. 1,5 Std.) sparen. Auf diese Weise kann der Mali i Gramës auch als Tagestour mit Rückkehr nach Peshkopia bestiegen werden. 
Hinweis: Vom Gipfel bis zu den Schlafhütten von Xhemal Kaloshi auf der Grama-Ebene (siehe Unterkunft) sind es ca. 5,5 km/500 Hm Abstieg. Alternativ kann in Gipfelnähe gezeltet werden. 
Tipps: Zur Stärkung empfehlen wir in Peshkopia das Restaurant Smoke auf der Dachterrasse des Einkaufszentrums an der spitzen Kehre der Hauptstraße am Südufer des Flusses. Hier gibt es Jufka (Nudeln mit Butter) für 150 Lek und allerlei andere regionale Spezialitäten.  

 

Höhenprofil Gahwinden

Höhenprofil Mali i Grames © Rother Bergverlag

1. Tag: Peshkopia – Mali i Gramës 

Wir beginnen unsere Tour in Peshkopia (1)  an der Brücke der Hauptstraße, wo sich verschiedene Einkaufsmöglichkeiten finden (Gas-Kartuschen, Brot, Gemüse, Obst, SIM-Karten). Wir gehen die kleinere Straße auf der Nordseite des Flusses (Rruga e Lliixhave) talaufwärts zum Thermalbad (Lixhat e Peshkopise) und passieren einen Zeltplatz und einige Hotels. An den kostenpflichtigen Thermalquellen gehen wir rechts vorbei und erreichen eine frei zugängliche warme Schwefelquelle (2).

Nach den letzten Häusern liegt links eine Trinkwasserquelle am Bergfuß, knapp 1 km weiter zweigen wir nach einer Brücke vom Fahrweg nach links ab, sodass wir links des pyramidenförmigen Bergs auf Bellovë (3) zuhalten. Über eine Hängebrücke erreichen wir das Dorf. Fortan folgen wir den weiß-rot-weißen Markierungen. Vor der Moschee in Bellovë steigen wir nach rechts weiter an, bald zwischen Weiden und Maisfeldern. Oberhalb einer Quelle mit Metalldeckel – Çerjan ist bereits rechts vor uns zu sehen – folgen wir einem markierten Weg bis zu einer Abbruchstelle. Wir gehen nach links rauf auf die Wiese, um den Abbruch zu umgehen. Man kann aber auch oberhalb der Quelle vom Weg auf der Wiese nach Norden weiter ansteigen (ca. 300 m, bis zu der Stelle, an der wir wieder auf die Wiese kommen).
 
Bald teilt sich der Pfad, beide Optionen sind markiert: Wir gehen hier rechts (4) hinunter ins Dorf Çerjan, wo wir an einem Strommast rechts und so unten durch den Ort wandern, dann an der Mauer am Ortsende nach links. Çerjan (5) verlassen wir oberhalb des höchsten Hauses nach rechts und passieren einen kleinen Friedhof.
 
Nach dem Canyon, an einem weiteren Friedhof, weist uns ein Pfeil an einem Baum nach links hoch. Nach etwa 700 m gabelt sich der Pfad, wir nehmen den linken. In einem Rechtsbogen gelangen wir in den Wald und nach diesem auf eine Wiese. In einer Senke steht eine Hütte, vor der wir nach rechts vorbei zu einem trockenen Bachlauf kommen. Wir steigen auf der linken Seite der Rinne aufwärts. Am Ende der Wiese halten wir nach links auf einen flacheren Einschnitt zu, der etwa mittig zwischen den beiden tieferen Rinnen liegt, gehen in diesem weiter aufwärts und im Anschluss nach links auf den Ausläufer. Die Markierungen führen uns auf die Kuppe vor uns: ein schöner Rastplatz mit Aussicht (6). Die Kuppe kann auch links umgangen werden.

Hinter der Kuppe queren wir die tief eingeschnittene Rinne nach Westen und steigen dann nach rechts zu den fast verschütteten Bunkern an. Oberhalb der Bunker queren wir weglos die Wiese an Mauerresten vorbei nach rechts zu der großen Rinne und steigen auf einem guten Pfad zum Pass (7) auf.  
Vom Pass nach links können wir den Mali i Gramës (8), 2344 m, besteigen. Dazu folgen wir dem Pfad um den ersten Vorgipfel herum und steigen dann den Höhenpfad verlassend nach links zu den zwei Hauptgipfeln an. Der vordere ist minimal höher. Südwestlich des Gipfels ist eine Senke, die sich gut zum Zelten eignet. 

Hinunter ins Dorf Cerjan

Schwefelquelle

Vorbei an einem kleinen Friedhof verlassen wir Cerjan

2. Tag: Mali i Gramës – Radomirë 

Am nächsten Morgen kehren wir zum Pass zurück und folgen in die andere Richtung den Markierungen noch wenige Meter aufwärts. Von den zwei Bunkern gehen wir auf der Wiese nach Nordosten, ehe der gut ausgetretene Abstieg (4 km, 400 Hm) beginnt. Wir passieren mehrere geeignete Zeltplätze, toll ist der Ausblick auf die im Sommer golden wogenden Wiesen der Grama-Ebene mit dem Gletschersee in der Mitte.

Auf der Ebene helfen dann Holzpfosten bei der Orientierung. Zunächst gehen wir parallel zur Bergkette nach Norden, hier zweigt die Fahrspur zum Korabi Mountain Camping (9) im spitzen Winkel nach Südwesten ab. Dann wandern wir nach links (Nordwesten; üblicherweise sind hier Fahrspuren im Gras) zwischen Hügeln hindurch und schließlich links am Liqeni i Gramës (10) vorbei. Links des Sees kann man abfließendes Wasser abfüllen. Vom See folgen wir den Hauptfahrspuren. Vor Hirtenhütten macht der Weg eine Rechtskehre und teilt sich danach. Wir wählen den rechten, direkt nach Nordosten ansteigenden Weg. Markierungen sind hier selten.  

Der Weg führt uns um den vor uns liegenden Bergrücken herum. An einer Kreuzung (11) bei einem Felsdurchbruch verlassen wir den guten, nun abfallenden Fahrweg und steigen stattdessen nach rechts auf den Bergrücken. Vom Pass (12) geht es links der Bergflanke auf einem guten Bergpfad entlang. (Man könnte den Wegschlenker um den Bergrücken auch abkürzen, indem man weglos über die Wiese gerade hinauf zum Pass steigt.) 

Wir passieren eine Ruine und halten den Wiesenhang abwärts auf die Hütten und Stallungen im Tal zu. Teilweise gibt es keinen eindeutigen Pfad, dafür aber viele Markierungen. Nach Möglichkeit sollte man nicht mitten durch etwaige Herden gehen. Bei den Hirtenhütten findet sich eine Furt (13), an der wir das weiter nördlich tief eingeschnittene Bachbett problemlos queren können. Von hier folgen wir dem Weg talauswärts nach Norden; links von uns leuchten die weißen Kliffe, die dem Mali i Bardhe seinen Namen geben. 4,5 km weiter stehen wir auf einer Wiese oberhalb von Radomirë mit Aussicht (14) auf den Korab. Wir gehen nach links weiter auf dem Fahrweg, an den nächsten Abzweigen stets rechts, sodass wir den Ortsteil Stordok mit dem Gästehaus von Haxhi Hima links liegen lassen und schließlich nach Osten zu den oberhalb des Dorfzentrums mit der Moschee gelegenen Hotels Korabi und Radomira in Radomirë (15) kommen.

 

Mali i Bardhe: die weißen Kliffe von Radomirë

Vom Pass nach links können wir den Mali i Gramës, 2344 m, besteigen

Nach dem Korabi Mountain Camping

©: Max Bosse & Kathrin Bosse-Steinweg