Juri Andruchowytsch, »der poetische Landvermesser« (FAZ) aus der Unruhezone Ukraine, hat viel Zeit investiert, um sich mit fremden Städten anzufreunden, die ihm Schutz und Ruhe gewähren sollten. In manchen ist er eine Weile hängengeblieben. Andere wurden zu Lebensstationen: »München beginnt gleich hinter Moskau, das Alphabet harmoniert mit der Zeit« – denn München war die erste deutsche Stadt, die der junge Autor aus der untergehenden Sowjetunion besuchte, um ganz in der Nähe, am Starnberger See, seine Moscoviada zu schreiben.
Diamantenläden statt Zimtläden – eine Gasse in Antwerpen, chimärisch, als wäre sie von Bruno Schulz erfunden. Soziologie der Straßenmusik in Berlin. Mit Andrzej Stasiuk im hundertgeschossigen InterContinental in Bukarest. Zu Besuch im tragischen Museum in Charkiw. Unterwegs durch verlassene Gärten in Detroit. Novi Sad. Odessa. Paris. Prag. Stuttgart. Toronto. Ushgorod. Venedig. Ein Alphabet der 44 Städte auf drei Kontinenten.
In diesem originellen Reisebrevier verquickt Andruchowytsch Herzensgeschichten mit politischer Polemik, Klischee mit Epiphanie, die Anekdote mit Romanentwürfen. Doch wie dieser Stadtnomade seinen Blick schult, um im unscheinbaren Detail ein Gefühl für das große Ganze zu entwickeln, macht Lust darauf, es ihm gleichzutun.