Vielleicht liegt es ja an der Insellage, den schwarzen Sandstränden, der archaischen
Naturverbundenheit und den Lavaböden der Vulkane, dass die moderne
Literatur der Kanaren prächtig gedeiht und ein unverwechselbares Profil entwickelt
hat.
Zwischen Afrika und Amerika gelegen, waren die Kanarischen Inseln Ausgangspunkt
der ersten Eroberungen, was sich literarisch in einer Mischung aus
europäischen und lateinamerikanischen Schreibtraditionen niederschlägt:
Kanarische Autoren wie Sabas Martín, Rafael Arozarena oder auch Víctor Álamo
de la Rosa pflegen eine Art magischen Realismus, ohne dabei die sozialkritische
Ader des modernen spanischen Romans aus den Augen zu verlieren – für
den etwa Carmen Laforet steht, die ihre Kindheit auf Gran Canaria verbracht
hat, oder auch der Übervater der modernen spanischen Literatur, Benito Pérez
Galdós, ein (verlorener) Sohn der Inseln, von dem in dieser Anthologie erstmals
auf Deutsch eine kanarische Kurzgeschichte aus dem Frühwerk erscheint.
Und schließlich schlägt auch der portugiesische Literaturnobelpreisträger José
Saramago, schon seit Jahren auf Lanzarote ansässig, sein Inseltagebuch auf und
gibt seine Impressionen zum Besten.