'Ich wollt’, ich würd’ Ägypter, wenn ich’s nicht schon wär’.' Mit diesem berühmten Zitat von Mustafa Kâmil, der vor hundert Jahren für die Unabhängigkeit seines Landes von den Briten eintrat, beginnen 'Die Aufzeichnungen des Issâm Abdalâti' in Alaa al-Aswanis Erzählband. Im Mittelpunkt steht ein desillusionierter junger Mann, der für die vermeintliche Erhabenheit der Ägypter nur Hohn übrighat: In Wahrheit seien seine Landsleute feige und scheinheilig, böse und gemein, träge und gehässig. Ein intelligenter, begabter Mensch wie Issâm, der sich nicht anpassen will, ist zwangsläufig zum Außenseiterdasein verdammt.
Der erfolgreichste arabische Autor der Gegenwart seziert und entblößt mit schonungsloser Ironie ein weiteres Mal die moderne ägyptische Gesellschaft und die Gewalttätigkeit, die Heuchelei und die allgegenwärtige Korruption in ihr: eine Gesellschaft voller Widersprüche, ein Land am Scheideweg.
Auch die weiteren Erzählungen, die der vorliegende Band versammelt, fördern Schmerzvolles, Tabuisiertes zutage: eine Frau, die sich zur Abtreibung genötigt sieht, weil ihr Freund sie nicht heiraten will; ein unsportlicher Junge, der zum Gespött seiner Mitschüler wird; und schließlich die berührende Geschichte von einem gehbehinderten Kind, das bei einer halsbrecherischen Fahrradfahrt alle Traurigkeit verliert.