Es war ein Zufallsfund – der Vater des Autors hatte nur die Garage aufräumen wollen. Mit dem ersten Griff hielt er einen alten Holzkoffer in Händen, darin ein verschnürtes Bündel Briefe, mit Feder und Tinte geschrieben. Abgeschickt in Städten und Wildnissen der Neuen Welt, gerichtet an die Verwandtschaft daheim in Stuttgart, Königreich Württemberg.
So erfuhr die Familie zum ersten Mal vom Leben zweier Vorfahren, die 1847 ins Land der Freiheit gesegelt waren. Doch Amerika trieb damals auf das dunkelste Kapitel seiner Geschichte zu: den Bürgerkrieg. Den jüngeren der beiden Brüder verschlägt es ins Zentrum des Sklavenhandels, nach New Orleans. Er erlebt dort Gelbfieber-Epidemien mit Tausenden Toten und einen Fremden¬hass, der sich neben den Dirty Irish vor allem gegen deutsche Einwanderer richtet. Und er wird bereits Zeuge gewalttätiger Versuche, die Wahlen zu manipulieren. Carl, der ältere, lernt den Fernen Westen als einfacher Soldat kennen. Er marschiert durch Wüsten und Gebirge, schiebt Dienst in entlegenen Militär¬posten und kämpft im heutigen Nevada gegen Indianer, die er eigentlich bewundert.
175 Jahre nach den Brüdern fahren die Leserinnen und Leser mit auf Recherchereise von Küste zu Küste, zu Originalschau¬plätzen, Archiven und Bibliotheken – und zu den Ursprüngen der Abgründe, auf die Amerika heute zusteuert. Wenige Jahre bevor die beiden Brüder in New York an Land gingen, schrieb Charles Dickens: Ich glaube, diese Nation wird dereinst den heftigsten Schlag gegen das Haupt der Freiheit führen, durch das fundamentale Scheitern ihres Vorbildes vor dem Rest der Welt.