Die Aufklärung gilt als entscheidender Prozess und Entwicklungsabschnitt der europäischen Kulturgeschichte, der die Herausbildung moderner, säkularer Gesellschaften erst ermöglicht hat. Was macht die Spezifik österreichischer Aufklärung aus? Weshalb und inwiefern unterscheidet sich ihre populäre Öffentlichkeit von der gelehrten Öffentlichkeit deutscher Aufklärung? Warum gibt es kaum ‚große‘ literarische Aufklärungstexte in Österreich?
Auf der Basis reichhaltigen historischen Materials zeigt das Buch, dass dieser Prozess im Österreich des 18. Jahrhunderts und insbesondere in dessen Hauptstadt Wien erst verzögert und dann beschleunigt einsetzte. Die eilige und schließlich wieder abgewürgte ‚Aufholbewegung‘ führte zu langfristig wirksamen Besonderheiten österreichischer Kultur, wozu das Buch theoretisch fundierte Thesen präsentiert. Ausgehend von den wirtschaftlichen, politischen, sozialen, medialen und kulturellen Rahmenbedingungen werden wichtige Texte und Debatten dieser Zeit vorgestellt und historisch kontextualisiert. Den Abschluss der Darstellung bildet eine kritische Lektüre dreier exemplarischer Texte, darunter des Librettos der ‚Zauberflöte‘, in dem sich die widersprüchlichen Tendenzen der Epoche auf charakteristische Weise niederschlagen.