Raststätte und Shopping-Mall, Themenpark und Einkaufsdorf: In wenigen
Jahrzehnten ist an den kommerziellen Durchgangsorten Graubündens eine neue
Welt der perfektionierten Kulisse entstanden. Heidis heile Heimat lockt von der
Autobahn, und das Dorf wird zur reizvollen Bühne für die globale Ware. Aber
die Rezepte zur Herstellung solch durchkomponierter Erlebniswelten haben
längst auch die klassischen Tourismusorte erreicht, wo eine stimmige Inszenierung
die Authentizität schaffen soll, nach der das Publikum verlangt.
Thomas Barfuss beleuchtet verschiedene Phasen alpiner Inszenierung – von der
Produktion eines rustikalen Heimatbildes zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur
folklorisierten Freizeitindustrie des Wirtschaftswunders; von den ersten Erlebniskulissen
der Postmoderne zur alpinen Hyperrealität der Gegenwart. Sein
paradoxes Fazit: Authentizität ist ein produktiver Mythos, der immer neue
Kulissen hervorbringt.