Einschlägige Erhebungen verzeichnen für Graz 66 Kilometer Stadtgrenze, eine Fläche von 127,5 Quadratkilometern und eine Gesamtlänge des Straßennetzes von 1170 Kilometern. Der eingeborene Grazer Gerhard Melzer will diesen nüchternen Zahlen Leben einhauchen und macht sich auf, die urbane Realität dahinter in hunderten Fußmärschen zu erkunden. Im Gehen füllen sich die vielen Kilometer Stadt, die Straßen, Häuser, Parks und Plätze, mit Anschauung. Es treten versteckte Paradiese und städtebauliche Höllen zutage, Abseitiges, Nebensächliches, Skurriles, architektonische Kontraste und Verwerfungen, und immer wieder Zeichen, Bild- und Schriftzeugnisse, die den Eigensinn der Stadt und ihrer Bewohner hervorkehren. Letztlich gerät die Stadt zum Buch, das gelesen werden will.
Auf nach Graz
hält in fotografischen und sprachlichen Schnappschüssen fest, was diese Lektüre ergeben hat. Das Prinzip, das beiden Darstellungsformen zugrunde liegt, ist aus der Zahl der Grazer Bezirke hergeleitet. Die Strenge der Form soll die Subjektivität und Fülle der Wahrnehmungen im Zaum halten. Entsprechend versammelt der Bildteil je siebzehn Fotos unter siebzehn Stichworten (z. B. United Colours of Graz, Broken City, Wichtelwelt, Streetart Gallery, Unheilige Stühle, Grüne Zonen, Die Häute der Stadt etc.), während im Textteil siebzehn kurze, exemplarische Notate das urbane Gehen zu einer autobiografischen Reflexion über Lebenswege vertiefen, nach dem Motto: Wer geht, geht immer auch ein Stück weit in sich.
Mit einem Nachwort von Andreas Unterweger