Spätestens, seit die Tätowierung der neuen deutschen First Lady Bettina Wulff
im Sommer 2010 durch die Medien ging, ist klar: Der permanente Körperschmuck
ist salonfähig geworden. Dabei war die Geschichte der Tätowierung
wechselhaft. Während Charles Darwin auf seinen Entdeckungsfahrten feststellte,
dass schon die 'Wilden auf ihre persönliche Erscheinung größten
Wert legten', und kein einziges Land bereiste, 'in welchem die ursprünglichen
Bewohner sich nicht tätowierten', war der von den Seefahrern nach Europa
getragene Körperkult in Zeiten der Christianisierung hierzulande zunächst
verpönt. Dennoch setzte sich die Mode durch: Im 19. und 20. Jahrhundert
verbreiteten
sich die Tätowierstudios ausgehend von den großen Hafenstädten
durch die Lande. Zwar galt die Tätowierkunst noch lange als anrüchig-provokatives
Markenzeichen der Subkultur, etablierte sich aber auch als literarischer
Topos.
Das Herz auf der Haut versammelt Höhepunkte der internationalen Literatur,
darunter Erzählungen von Ray Bradbury, Sylvia Plath, Franziska Gerstenberg
und John Irving. Darin verausgaben sich geniale Tätowierkünstler, um das
perfekte Tattoo zu kreieren, Matrosen schrecken selbst vor Kirchenraub nicht
zurück, um das heißersehnte Motiv bezahlen zu können, und von mysteriösen
Frauen gestochene Tätowierungen erwachen auf der Haut ihrer Träger zum
Leben.