Taschkent hat sich seit der Isolierung Russlands durch die westliche Architekturszene zu einem Sammelplatz verschiedener Akteure entwickelt. Einerseits beherbergt die Hauptstadt Usbekistans russische Flüchtlinge, andererseits kokettieren lokale Kulturschaffende nach wie vor mit der Politik Moskaus. Taschkent ist zu einem Ort geworden, den man durchaus mit Wien während des Kalten Kriegs vergleichen kann. In der Drei-Millionen-Metropole treffen aber auch mittelalterliche Bauten auf Sowjetmoderne und zeitgenössische Architektur. Historische Bauwerke wie die Altstadt mit ihren engen Gassen und traditionellen orientalischen Basaren kontrastieren mit riesigen Wolkenkratzern, großen Plätzen und monumentalen Regierungsgebäuden. Oft sind die Neubauten das Ergebnis von Verdrängung und Enteignung.
Der umfangreiche Architekturführer Taschkent macht die reiche städtebauliche Vielfalt der größten Metropole in Zentralasien sichtbar. Dabei nimmt die Stadt in der sowjetischen Architekturgeschichte eine besondere Rolle ein. 1966 von einem Erdbeben heimgesucht, wurde sie in den Folgejahren radikal zu einer sowjetischen Musterstadt umgebaut – in die eine lokale Form- und Farbensprache einfloss. Seit der Unabhängigkeit Usbekistans 1991 erfolgte ein Bruch mit der sowjetischen Architektur und eine Veränderung des Stadtbildes als Zeichen der gesellschaftlichen Veränderungen. Diese Transformation mündete in einer autokratischen Regierungsform, die sich nach außen weltoffen zeigt, nach innen aber nach wie vor Andersdenkende marginalisiert oder gar verurteilt.
In den vergangenen 30 Jahren entstand eine neo-usbekische Architektur, die lang nach ihrer eigenen Ausdrucksform gesucht hat. Heute überrascht die Millionenstadt mit einer ambitionierten, häufig nach Superlativen strebenden Architektur, die international noch wenig Beachtung findet. Philipp Meuser und neun weitere deutsche und usbekische Autoren stellen unterschiedliche Bauten aus einer 2.200 Jahre alten Stadtgeschichte vor, die auf sieben geographisch sortierten Routen zu 250 Bauten anschaulich erlebbar wird. Mit über 1.400 Abbildungen, Skizzen und Plänen bietet der Führer einen umfassenden Eindruck von der Bandbreite der Architektur Taschkents; gleichzeitig ist die Publikation mit ihren unterschiedlichen Beiträgen auch ein Kaleidoskop der gegenwärtigen Debatte über Architektur und Stadtentwicklung in Zentralasiens größter Metropole.
Inhalt:
+ In sieben Touren durch die Straßen, Gassen und Plätze von Taschkent
+ Die Geschichte der Stadt Taschkent seit ihrer kolonialen Eroberung im Jahr 1865
+ Im Süden der orientalischen Altstadt: Tashkent City, Nationalpark und Mahalla Chaqar
+ Im Nordwesten der orientalischen Altstadt: Beruniy, Chorsu und Klein-Venedig
+ Im Nordosten der orientalischen Altstadt: Navoiy-Straße, Sebzor und Navruz-Park
+ Entlang der Amir-Temur-Achse: Museen, Forum-Palast und Fernsehturm
+ Unterwegs in der kolonialen Neustadt: Regierungsbauten, Paläste und Kirchen
+ Zwischen Flughafen und kolonialer Neustadt: Feuertempel, Kulturpaläste und Experimentalbauten
+ Unterwegs in Chilonzor: Versuchslabor des sowjetischen Wohnungsbaus
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