Der Vielvölkerstaat Nigeria ist einer der einflussreichsten Akteure auf dem afrikanischen Kontinent. Gleichzeitig spielt er in den internationalen Beziehungen und Finanzorganisationen eine immer wichtigere Rolle.
Bergstresser nimmt die Entwicklung seit der Demokratisierung von 1999 kritisch unter die Lupe. Er analysiert den Staat und seine Eliten, die wirtschaftliche Entwicklung, prekäre Lebenswelten und kreative kulturelle Leistungen. Das Buch ist mit seiner Gegenwartsdiagnose umfassend und voller bestechender Einsichten und setzt damit die kenntnisreichen Erkundungen des ersten Bandes über Nigeria fort.
Demokratisierung und verantwortliches Verhalten in der Staatengemeinschaft stehen in Kontrast mit der inneren Verfasstheit des Staates Nigeria. Dazu zählen das Selbstverständnis der tragenden Institutionen und das Staats- und Elitenversagen in fast allen wichtigen Politikfeldern. Nigerias Liberalisierungs- und Deregulierungsbestrebungen spiegeln den neoliberalen Diskurs der meisten westlichen Demokratien und internationalen Finanzorganisationen. Zugleich aber hat sich die Korruption auf allen gesellschaftlichen Ebenen ausgeweitet und auf der Herrschaftsebene sogar die Form der Staatsplünderung angenommen.
Fundamentalistisch-religiöse Tendenzen nehmen in beiden großen Religionen – in Christentum und im Islam – zu. Doch hat diese Dynamik bislang nur innerhalb der islamischen Ökumene Nigerias in Form der Boko Haram zu organisierter Gewalt und zum Terror sowohl gegen kritische Glaubensbrüder als auch gegen Christen und den säkularen Staat geführt.
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