Mai 15, 2024

Wie funktioniert ein Sextant - Navigieren mit den Sternen

Heutzutage verlassen sich viele Seefahrer bei der Navigation auf moderne GPS-Geräte. Sollte euer GPS an Bord jedoch einmal ausfallen, ist es ratsam, immer auch klassische Navigationshilfsmittel wie einen Kompass, eine Seekarte des jeweiligen Gewässers und einen Sextanten dabei zu haben. Aber wie funktioniert so ein Sextant eigentlich?

 

Was ist ein Sextant?

Der Sextant ist ein Winkelmessgerät, das verwendet wird, um den Winkelabstand zwischen einem Himmelskörper (z.B. Sonne oder Stern) und dem Horizont zu messen. Mit diesen Winkelinformationen können Seefahrer ihren Breitengrad und mithilfe weiterer Berechnungen auch ihre Position auf der Erde bestimmen.

Der Name „Sextant“ leitet sich von dem lateinischen Wort „sextus“ ab, was „sechster Teil“ bedeutet. Das bezieht sich auf den Umfang des Instrumentenbogens, der typischerweise 60 Grad oder ein Sechstel eines Kreises umfasst.

Wie funktioniert der Sextant?

Der Sextant arbeitet mit einem Spiegelsystem, um den Winkel zwischen einem Himmelskörper und dem Horizont zu messen.
Die wesentlichen Bestandteile sind:

  1. Horizontspiegel:
    Der Horizontspiegel ist halbdurchlässig, was bedeutet, dass ein Teil des Spiegels lichtdurchlässig ist, während der andere Teil reflektiert. Wenn man durch das Teleskop des Sextanten blickt, sieht man durch diesen Spiegel den Horizont.

  2. Indexspiegel:
    Dieser Spiegel ist an einem beweglichen Arm, dem sogenannten Indexarm, angebracht. Dieser Arm kann entlang des Gradsystems des Sextanten bewegt werden, um die Position des Himmelskörpers zu ändern.

  3. Teleskop:
    Das Teleskop ist der Teil des Sextanten, durch den der Benutzer sowohl den Horizont als auch das Bild des Himmelskörpers sehen kann. Es dient der genauen Sicht und Ausrichtung.

  4. Messvorgang:
    Um den Winkel zu messen, richtet der Navigator das Teleskop zunächst auf den Horizont. Dann bewegt er den Indexarm, bis das Bild des Himmelskörpers im Teleskop so eingestellt ist, dass es mit dem Horizont übereinstimmt. Dies geschieht durch die Reflexion des Himmelskörpers im Indexspiegel, die in den Horizontspiegel geleitet wird.

  5. Ablesen des Winkels:
    Sobald der Himmelskörper und der Horizont auf einer Linie im Teleskop zu sehen sind, kann der Navigator den Winkel, den der Indexarm auf der Skala des Sextanten anzeigt, ablesen. Dieser Winkel wird in Grad und Minuten gemessen.

Wie hilft der Sextant bei der Navigation?

Der gemessene Winkel allein sagt dem Navigator noch nicht sofort, wo er sich befindet. Der Sextant liefert jedoch einen entscheidenden Hinweis: Den Höhenwinkel eines Himmelskörpers über dem Horizont zu einem bestimmten Zeitpunkt. Mithilfe von Tabellen (wie dem Nautischen Almanach) und der genauen Uhrzeit kann der Navigator dann den Breitengrad berechnen, an dem er sich befindet.

Zum Beispiel misst man mit dem Sextant den Winkel der Sonne zur Mittagszeit (dem höchsten Punkt ihrer Bahn). Der Sonnenstand variiert je nach Jahreszeit und geografischem Standort, und durch die Berechnung lässt sich der Breitengrad bestimmen.

Warum ist der Sextant so wichtig?

Bevor es GPS und elektronische Navigationssysteme gab, war der Sextant das wichtigste Instrument, um auf offener See zu navigieren. Vor allem auf langen Ozeanreisen ohne sichtbare Küstenlinie war der Sextant lebenswichtig, um sicherzustellen, dass die Schiffe auf Kurs blieben.

Auch heute noch wird der Sextant oft als Backup-Navigationsgerät verwendet, falls moderne Technologien versagen. Seine Funktionsweise ist zuverlässig, unabhängig von Batterien oder Satelliten, was ihn zu einem robusten Werkzeug macht.

 

 

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