Das Naturerlebnis Thayatal an der Grenze zu Tschechien ist ein wunderschönes, verstecktes Tal zum Wandern und Genießen. Lasst euch von der unberührten Schönheit dieses einzigartigen Landschaftsschutzgebietes verzaubern und begleitet uns auf unserer Entdeckungsreise von Merkersdorf nach Hardegg. Dank bequemer Bus- und Bahnverbindungen ist diese Tour auch leicht zu erreichen.
Anfang April suchten wir in dem Buch “Mit Bahn und Bus zum Berg Österreich" im freytag & berndt Verlag eine Tour, die einerseits zu dieser Jahreszeit bereits machbar und andererseits auch von Wien aus an einem Tag zu bewältigen ist. Relativ schnell fiel die Wahl auf die Tour 11 "Durch den Nationalpark Thayatal". Das Thayatal erstreckt sich entlang der österreichisch-tschechischen Grenze im Nordosten Österreichs und gehört landschaftlich schon zum Waldviertel.
Die Anreise
Schon die Busfahrt nach Merkersdorf gefällt uns. Obwohl das Thayatal ein abgelegenes Gebiet ist, sind wir angenehm überrascht, wie gut die öffentlichen Verkehrsmittel uns zu unserem Ausgangspunkt und wieder zurückbringen. Die kleinen Dörfer ohne die großen Supermärkte am Rande fallen sofort auf und zeitweise geht es an Wiesen und Wäldern vorbei, ohne dass ein Haus in Sicht ist. Langsam schlängelt sich der Bus bergauf und bergab in die dicht bewaldete Landschaft des Waldviertels hinein, vorbei an der imposanten Burg Hardegg.
Merkersdorf – es geht los
Wir starten bei der Busstation in Merkersdorf und folgen der Wegbeschreibung, die anfangs etwas schwierig nachzuvollziehen ist. Dennoch gelingt es uns, aus dem Siedlungsgebiet herauszukommen und entlang der Straße zu dem beschriebenen Unterstand zu gelangen. Von dort führt der Weg über eine kleine Holzbrücke in den Wald zur Ruine Kaja, auch Feste Kaja genannt. Ab hier kann man eigentlich auch immer dem roten Thayatalweg 1 folgen. Die Ruine liegt wildromantisch in einem dichten Blättermeer. Sie gehört der Gemeinde Hardegg und kann nach Voranmeldung gegen eine kleine Gebühr besichtigt werden. Weiter geht es hinunter ins Kajatal, entlang des Kajabachs. Links und rechts des Weges wachsen zahlreiche Frühlingsblumen, ein paar Wackelsteine sind zu sehen, während uns das fröhliche Vogelgezwitscher musikalisch begleitet. Der Bach plätschert leise vor sich hin, und wir können sogar einen Feuersalamander dabei beobachten, wie er im Fluss badet. Die Landschaft wirkt hier noch uriger und feuchter als zu Beginn. Wanderer sind nicht in Sicht. Liegt es an dem Montag? Oder ist es hier immer so ruhig? Wir genießen die Stille entlang des friedlichen Weges, der immer wieder mit gelben Bänken zum Verweilen einlädt. Ideal für eine Pause zwischendurch, um die Ruhe und Abgeschiedenheit dieser Region zu genießen und die Hektik des Alltags schnell zu vergessen.
© Bergit Führer
Die Thaya
Der Weg geht weiter zur Stadelwiese, hinter der bereits die Thaya, die natürliche Grenze zu Tschechien, zu sehen ist. Jetzt geht es fast immer am Fluss entlang. Schwäne und Enten könnt ihr hier beobachtet, während der Weg, gesäumt von frischen, hellgrünen Gräsern und Moosen, weiter entlang der Thaya führt. Es geht weiter bis zum sogenannten “Überstieg”. Die Überschreitung des Berges verkürzt den Weg, gleichzeitig ist der Aufstieg sehr schweißtreibend und steil. Gutes Schuhwerk ist hier notwendig. Bevor es wieder bergab geht, kann man rechts noch zu einem Aussichtspunkt hinaufsteigen. Wir haben es leider nicht geschafft, da wir auf die Buszeiten achten mussten. Wir haben am Beginn des Weges mit den vielen Bankerln und den singenden Vögeln recht getrödelt. Gleichzeitig ist das ein guter Tipp, den wir euch gerne mitgeben möchten: Nehmt euch genug Zeit. Vielleicht nehmt ihr einen Bus früher oder wenn die Tage wieder länger werden einen Bus später, denn es macht sicher Spaß hier nicht schnell durchzumarschieren, sondern den Weg mit vielen Pausen zu genießen.
Unten bei der Thaya wieder angekommen, geht es weiter. Wir kraxeln unter einem umgestürzten, bereits bemoosten Baum hindurch, und da und dort gibt es ein paar Anstiege zu bewältigen. Dann geht es in den Wald hinein wieder etwas bergauf, und bald hat man die Möglichkeit, zum Einsiedlerfelsen, zum Nationalparkhaus oder nach Hardegg weiter zu wandern. Wir folgen der Wegbeschreibung und können bald die Thayabrücke erkennen. Hier bietet sich das Gasthaus Thayabrücke zum Einkehren an. Die schöne Lage und das liebevoll gestaltete Holzsalettel sehen sehr einladend und gemütlich aus. Kulinarisch können wir leider nichts dazu sagen, da es genau an diesem besagten Montag geschlossen hat.
© Bergit Führer
Angekommen in Hardegg
Der Weg führt weiter auf einer asphaltierten Straße in den Ort hinein. Bald geht es links wieder etwas steiler hinauf zum Uhrturm, hinter dem sich auch schon die Bushaltestelle befindet. Besonders beeindruckend ist hier der Anblick der Burg, die hoch oben auf einem Felsen über der kleinsten Stadt Österreichs thront. Der Ort entstand als typische Burgsiedlung im 11. und 12 Jahrhundert und wurde 1290 erstmals als Stadt erwähnt. Die Burg befindet sich in Privatbesitz und kann zurzeit leider nicht besichtigt werden.
Die Busfahrt nach Retz
Mit einem fröhlichen „Grias euch” steigen wir in den Bus, der kurz nach unserer Ankunft pünktlich eintrifft. Lustigerweise ist es derselbe Busfahrer wie bei der Anreise. Da wir vor der Wanderung schon recherchiert haben und wussten, dass in Hardegg das Gasthaus geschlossen ist, fahren wir weiter nach Retz. Retz hat einen wunderschönen, fast original erhaltenen gotischen Stadtplatz. Hier kann man auch sehr gemütlich rasten und sich stärken, bevor die Bahn wieder zurück nach Wien fährt.
© Bergit Führer
Fazit zur Wanderung “Durch das Thayatal”
Das Thayatal, eine verträumte Landschaft im Nordosten Österreichs, bietet Wanderern ein unvergleichliches Naturerlebnis. Wer einen typisch österreichischen Wanderführer in der Hand hält, erlebt hier eine ganz andere Art von Wanderung durch einen dichten Laubwald. Ein bisschen wie im Urwald Österreichs. Von Wien aus ist die Tour 11 “Durch das Thayatal” in einem Tagesausflug machbar und verspricht einen Tag voller Abenteuer und Erholung inmitten unberührter Natur. Wer ein Naturerlebnis ohne Hektik sucht, sollte früh aufbrechen und spät mit dem Bus zurückkehren. Im Sommer fahren die Busse vielleicht auch etwas häufiger und das Gasthaus hat sicher auch öfters geöffnet. Die angegebenen 7,8 km klingen nicht weit, brauchen aber ihre Zeit, da es ab der Thaya immer wieder hinauf und hinunter geht. Wenn ihr vor Ort seid, könnt ihr auch die Gelegenheit nutzen und die örtlichen Sehenswürdigkeiten wie die Festung Kaja oder das Nationalparkhaus zu besuchen.
Taucht ein in die Schönheit des Thayatals und lasst euch verzaubern!
Diese und viele weitere Wanderungen findet ihr in dem Wanderbuch "Mit Bahn und Bus zum Berg - Österreich"
€ 24,90
Über Bergit:
Bergit liebt Abenteuer, und die Freude am Reisen, Erkunden und Recherchieren hat sie schon an viele schöne Orte geführt. Dabei reizt sie das Nicht-Alltägliche. Sei es eine noch weniger bekannte Stadt oder ein versteckter Winkel in der eigenen Stadt, eine unentdeckte Landschaft oder eine nicht ausgetretene Wanderroute. In letzter Zeit interessieren sie auch Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Was ist alles möglich, wo kommt man überall hin und kann gut und gerne auf das eigene Auto verzichten. Fotografieren war schon immer ihre Leidenschaft, das Schreiben kam später dazu und begleitet sie seither auf spannende Weise.
Ihre gesamten Reisen und Wanderungen findet ihr auf Ihrem eigenen Blog.