September 08, 2022

Gesäuse - Die schroffe und unberührte Gebirgsregion 

Das Gesäuse in den Ennstaler Alpen ist der Hotspot für naturverbundene Wander-und Kletterbegeisterte schlechthin. Das Gebirge wird durch die tief eingeschnittene Enns zerteilt. Der Fluss bahnt seinen Weg vom wunderschönen Gesäuseeingang, zwischen Himbeerstein und Haindlmauer 16km bis zum Verlassen des Gesäuses. Vom Gesäusel "Gseis" der Enns, welches man von den Wanderwegen sehr gut vernehmen kann, hat die Region auch ihren Namen. Das Gesäuse bietet also einen Wanderspaß für alle Sinne. Wir wollen euch hier 3 tolle Wandertouren im Gesäuse aus dem neuen Wanderführer von Carl Rauch, Anna Rauch-Kopetz und Heinricht Kopetz, erschienen im Rother Bergverlag vorstellen.

 

1. Karleckrunde

Die Haller Mauern für Einsteiger

Weitgehend auf Forst- und Almwegen mit wenigen, kontinuierlichen Aufstiegen, einer idyllischen Aussicht und ohne technische Schwierigkeiten ist
die Karleckrunde eine ideale Einstiegstour in die Haller Mauern und auch für Kinder gut geeignet. Zwei Hütten laden zur Einkehr ein und das Almmuseum wochenends zum Zwischenstopp. Dabei motiviert der Blick auf Bosruck und Großen Pyhrgas zu weiteren Abenteuern.

Höhenprofil Karleckrunde

Karte Karleckrunde

Schwierigkeit: leicht
Gehzeit: 4.00 Std.
Höhenmeter Aufstieg: 600 m
Höhenmeter Abstieg: 600 m
Strecke: 9,3 km
Einkehr unterwegs vorhanden: Beim Ausgangspunkt Ardning Alm Hütte, www.ardningalm.at, Tel. +43 3632 30709, Mobil +43 664 2058000, Donnerstag Ruhetag, ganzjährig geöffnet; Rohrauerhaus, www.rohrauerhaus.at, Tel. +43 7563 660, Mobil +43 676 4053355, geöffnet Anfang Mai bis Ende Oktober,      38 Schlafplätze in Zimmern und Matratzenlager.

Ausgangspunkt: Ardning Alm Hütte, 1037 m; Navi: Ardning 50, 8904 Ardning; Parkplatz vor der Hütte.
Anforderungen: Forststraßen und Almwege

Nach dem Schranken am Ende des Parkplatzes der Ardning Alm Hütte, 1037 m, folgen wir der Schotterstraße über die Alm und queren den Schneebach. Rechts von der Straße ist hier ein kleines
Wasserrad montiert, was die Stelle zu einem lustigen Rast- und Wasserspielplatz für Kinder macht.
Kurz nach dem Bach zweigt rechts ein Weg ab, über den man in wenigen Minuten das Almmuseum in der Pfarrerhütte erreichen würde – Achtung, das Museum ist nur am Wochenende geöffnet!
Wir halten uns aber links , und folgen dem Weg. Nach rund zehn Minuten erreichen wir eine Weggabelung 1220 m: Hier zweigt links ein Steig zum Arlingsattel ab (Tour 2).

Wir folgen aber der Schotterstraße geradeausbis zur Bacheralm 1300 m. Kurz vor der Alm führt ein Weg links von der Straße weg und sanft ansteigend entlang den Bachermauern zu einem einzelnen, markanten Baum vor der prachtvollen Kulisse der Haller Mauern mit dem Scheiblingstein. Nach kurzem Abstieg kommen wir zu zwei Bänken, halten uns links, queren beim Pyhrgasgatterl zwischen Ardning, Hall und Spital am Phyrn einen Zaun und erreichen nach wenigen Minuten durch den Wald das gastliche Rohrauerhaus, 1308 m. Unterhalb des Rohrauerhauses folgen wir dem 01er-Weg auf der Schotterstraße bergab bis zu einer Abzweigung, bei der wir weder zur Bosruckhütte
noch zum Großen Pyhrgas, sondern links sanft ansteigend in Richtung Arlingsattel wandern. Bei den Arlingalmen endet die Schotterstraße und wir legen die letzten Meter in den Sattel, 1425 m, auf einem Almweg zurück. Im Sattel genießen wir den schönen Ausblick und wandern schließlich über die Alm bergab. Wir kommen zur Weggabelung vom Beginn unserer Runde und folgen der Schotterstraße zurück zum Ausgangspunkt. Unserer Runde und folgen der Schotterstraße zurück zum Ausgangspunkt.

2. Grabnerstein, 1847 m, über den Jungfernsteig

Abwechslungsreich auf den östlichsten Gipfel der Haller Mauern
Wenige Bergtouren sind so abwechslungsreich wie diese Runde über den Grabnerstein mit Beginn in Hall: Hier erlebt man das Admonter Haus – die 
möglicherweise verrückteste und erwiesenermaßen höchste Hütte im Gesäuse –, den Grabnerstein – den berühmten »schönsten Blumenberg der Steiermark« - und zwischen Gipfel und Grabneralm vereinzelte Reste almwirtschaftlicher Lehrtätigkeit. Eine Route übrigens, die sich bei Übernachtung auf der Grabneralm oder im Admonter Haus auch gewinnbringend auf zwei Tage aufteilen lässt.

 

 

Karte Grabnerstein und Admonter Haus

Schwierigkeit: schwierig
Gehzeit: 7.45 Std.
Höhenmeter Aufstieg: 1290 m
Höhenmeter Abstieg: 1290 m
Strecke: 16.5 km
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar

Einkehr: Beim Ausgangspunkt Gasthof Pension Kirchenwirt, www.gasthof-rohrer.at, Tel. +43 3613 2534, Mittwoch und Donnerstag Ruhetag; Admonter Haus, www.alpenverein-admont.at/admonterhaus, Mobil +43 664 9203679, 32 Schlafplätze im Matratzenlager, geöffnet von Ende Mai bis Ende Oktober; Grabneralmhaus, www.grabneralm.at, Mobil +43 664 8615474, Dienstag Ruhetag, 68 Schlafplätze, geöffnet Mai bis Oktober.

 

Ausgangspunkt: Gemeindeamt Hall, 670 m; Navi: Hall 441, 8911 Admont; Parkplatz vor dem Gemeindeamt für ca. 5 Autos; Bus 910, Haltestelle Hall b. Admont Lehnerbrücke. 
Anforderungen: Alpine Steige, Klettersteig-Stellen (B), Steinschlaghelm und Klettersteigset empfohlen, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich.
 

Vom Gemeindeamt Hall, 670 m, folgen wir der Hauptstraße in Richtung der Haller Mauern und biegen bei der zweiten Abzweigung rechts in den Gangerlgrabenweg in Richtung Admonter Haus ab. Die Straße wird bald zur Forststraße und verläuft im Wald für etwa zehn Minuten am Hallbach entlang. Dann biegen wir nach links ab, es geht etwas steiler bergauf und weiter auf einem Wiesenweg über eine Weide, danach wieder auf einer Forststraße in den Wald hinein. Bei einem Holzlagerplatz mit Schnitzereien und einer improvisierten Schnapsbar in einem Holzkästchen biegen wir beim Wegweiser links in den Wald ab Richtung »Admonterhaus«. Vorbei an einer Hütte und zwei Forststraßen querend gelangen wir zum Johannesbründl, ca. 1000 m. Von hier aus geht der Weg zunehmend steiler, aber sehr schön angelegt durch einen Buchenwald hinauf, vorbei an der beim Aufstieg kaum erkennbaren, für den Rückweg aber wichtigen Abzweigung zur Forchneralm, 1440 m, und trifft auf den Hauptweg zum Admonter Haus. Direkt vor dem Admonter Haus, 1725 m, biegen wir rechts ab Richtung Jungfernsteig. Zuerst quert ein Weg den Berghang, zunehmend geht der Pfad in den Klettersteig (Schwierigkeit B) durch die Jungfernscharte über.

Nach dem Ende der Stahlseilversicherungen ist es zum Gipfel des Grabnersteins, 1847 m, nicht mehr weit. Vom Gipfel folgen wir einem gut angelegten Weg, je nach Jahreszeit vorbei an üppigen Blumenwiesen, zum Grabneralmhaus, 1391 m. In südwestlicher Richtung gleich unter der Hütte kreuzen sich zwei Schotterstraßen. Wir wählen die leicht ansteigende Straße, halten uns bei Abzweigungen zweimal rechts und erreichen bald die umzäunte Forchneralm. Der Durchgang ist erlaubt, die Gatter sind aber jeweils wieder sorgfältig zu schließen. Wir folgen dem zunehmend verwachsenen Weg bis zum Rabengrabenbach, den wir queren, um bei der Abzweigung zum Forchneralm wieder auf den Aufstiegsweg zu treffen. Nun wandern wir auf der bereits bekannten Route zurück zum Ausgangspunkt beim Gemeindeamt Hall.

 

 

Jungfernscharte
Blick zurück beim Abstieg auf
die tief eingeschnittene Jungfernscharte.

Ziegen auf der GrabneralmBegleitet von den Ziegen der Grabneralm auf den letzten Metern vor dem Admonter Haus.

 

GrabnersteinDer Grabnerstein wird oft als der »schönste Blumenberg der Steiermark« bezeichnet.


 

3. Großer Buchstein, 2224 m, und St. Gallener Spitze, 2144 m
 
Abwechslungsreich auf den östlichsten Gipfel der Haller Mauern
Wenige Bergtouren sind so abwechslungsreich wie diese Runde über den
Grabnerstein mit Beginn in Hall: Hier erlebt man das Admonter Haus – die
möglicherweise verrückteste und erwiesenermaßen höchste Hütte im Gesäuse
–, den Grabnerstein – den berühmten »schönsten Blumenberg der
Steiermark« – und zwischen Gipfel und Grabneralm vereinzelte Reste almwirtschaftlicher
Lehrtätigkeit. Eine Route übrigens, die sich bei Übernachtung
auf der Grabneralm oder im Admonter Haus auch gewinnbringend
auf zwei Tage aufteilen lässt.       

Höhenprofil Großer Buchstein

Karte Großer Buchstein

 

 

Schwierigkeit: schwierig
Gehzeit: 10 Std.
Höhenmeter Aufstieg: 1730 m
Höhenmeter Abstieg: 1730 m
Strecke: 19.9 km

Einkehr unterwegs vorhanden: Buchsteinhaus, https://buchsteinhaus.naturfreunde.at, Tel. +43 6132 2699161, 50 Schlafplätze, geöffnet von Mai bis Oktober je nach Schneelage.

Ausgangspunkt: Bahnübergang, 575 m, bei Gstatterboden; Parkplatz Buchsteinhaus oder Gstatterboden, jeweils ca. 500 m entfernt; Bus 912, Haltestelle Gstatterboden Bahnhof. Navi: Gstatterboden 10, 8913 Gstatterboden.
Anforderungen: Alpine Wege und ausgesetzte Steige, Wengerweg teilweise II. Schwierigkeitsgrad; Abstieg über die Westschlucht steil, mit viel losem Geröll --> Steinschlaghelm notwendig, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich.
 

Startpunkt ist der Bahnübergang bei der Ennsbrücke, wo ein großes Schild deutlich den »Aufstieg zum Buchsteinhaus« bezeichnet. Zuerst spazieren wir beschaulich den Rauchbodenweg (siehe Tour 22) entlang. Ab dem Wegpunkt Rauchboden, 610 m, wird es dann ernst: Wir zweigen rechts auf den Weg 641 ab und arbeiten uns – teilweise sehr direkt, manchmal rutschig – durch den Wald den Berg hinauf, immer wieder Forststraßen querend. Kurz nach dem Brucksattel, 1117 m, beginnt etwa 100 m vor der Talstation der Materialseilbahn rechter Hand der Schlussanstieg zur Hütte: 20 Serpentinen schlängeln sich durch den Wald bis zum Buchsteinhaus, 1571 m, nach zwei weiteren Kehren stehen wir auf der Sonnenterrasse – wohl einer der eindrucksvollsten bewirtschafteten Rastplätze im Gesäuse: spektakuläre Aussicht auf die Nordwände der Hochtorgruppe.

Nach der Hütte führt der Weg durch eine Latschenzone zunehmend felsig hinauf zur Westgratschulter. Wir passieren die Abzweigung zum Südwandklettersteig (Schwierigkeit B, 650 Höhenmeter) und queren durch Schrofengelände die steile Westflanke. Bei einer Schulter auf etwa 1970 m 
zweigt rechter Hand der Wengerweg ab, unsere weitere Route. »Nur für Geübte« steht beim Einstieg, und das gilt es dringend zu beachten! Wir folgen den blau-weißen Markierungen kurz über Geröll bergauf, dann queren wir über ein schmales Band zu einer tief eingeschnittenen Schlucht. Hier durch mehrere kaminartige Rinnen und Steilstufen, teilweise im II. Schwierigkeitsgrad, recht direkt hinauf. Manchmal helfen Trittstifte und Stahlbügel, oft gilt es aber direkt am Fels zu klettern. Den Abschluss bildet ein schmales Felsentor. Dann tut sich unvermittelt das Gipfelplateau des Buchsteinmassivs vor uns auf, eine ausgedehnte, spärlich bewachsene Karstfläche. Wir biegen rechts ab und stehen nach etwa 20 Minuten am Großen Buchstein, 2224 m.

Zurück zuerst über den Aufstiegsweg, dann aber am Ausstieg des Wengerwegs vorbei und hinunter zum Westschluchtsattel, 2084 m. Von hier empfiehlt sich ein Abstecher in nordöstlicher Richtung über das Karstplateau zur St. Gallener Spitze, 2144 m: Die Aussicht hinüber zum Kleinen Buchstein, zur Tieflimauer und zum Tamischbachturm und hinunter nach St. Gallen lohnt sich.

 

BuchsteinhausDas Buchsteinhaus ist ein besonderer Ort, gastfreundlich und aussichtsreich.

Ausstieg des Wengerwegs
Der Ausstieg des Wengerwegs führt durch ein schmales Felsentor.

Serpentinen vor dem BuchsteinhausDie berühmt-berüchtigten Serpentinen kurz vor dem Buchsteinhaus: Kehre 19 mit Blick zurück auf Kehre 18.

Copyright: Rother Bergverlag / Carl Rauch, Anna Rauch-Kopetz & Heinrich Kopetz