Timo Hummel
M: Du bist ursprünglich aus Deutschland. Was bringt dich nach Vorarlberg?
T: Der Zufall eigentlich. Vor 6-7 Jahren bin ich aus dem Raum Stuttgart hergezogen. Beruflich hat sich in Friedrichshafen eine Möglichkeit ergeben. Und in Kombi mit meiner Liebe zur Natur und den Bergen hat es sich angeboten in die Gegend Lindau/Bregenz zu ziehen und dann ist es eigentlich zufällig Vorarlberg geworden.
M: Wie kam es zu der Idee des Alpen(S)pinner Gipfelprojektes?
T: Ich komme ursprünglich vom Triathlon und durch Corona gab es ja keine Rennen und so hat im letzten Jahr ein wenig das Ziel und die Perspektive gefehlt. Dann habe ich die Karte entdeckt und habe mir gedacht: Das wäre eigentlich ein ziemlich cooles Projekt – da hast du wieder ein gutes Ziel.
M: 120 Gipfel in weniger als einem Jahr ist ein ganz schönes Unterfangen – quasi an jedem 3. Tag ein Gipfel – wie konntest du dir das zeitlich einrichten?
T: Bei vielen Touren konnte ich Gipfel kombinieren. Mein Rekord war vier Gipfel an einem Tag, oft waren es zwei. Ich bin durch den Triathlon ja nicht so unfit und versuche viele Touren auch schnell zu machen. Das heißt wenn ich alleine unterwegs bin, renne ich viel. Ich habe aber auch ganz unterschiedliche Touren gemacht. Eine Tour hat ja gleich einen ganz anderen Charakter, wenn man gemütlich mit anderen Leuten wandert und sich dabei nett unterhält.
»Das wäre eigentlich ein ziemlich cooles Projekt – da hast du wieder ein gutes Ziel.«
M: Und wie bringst du das alles unter einen Hut? Du hast ja Familie, einen Job und musst dann noch jeden 3. Tag auf ein paar Gipfel rauf.
T: [lacht] Ja ich habe einen Job und eine Familie. Ich habe zum Glück teilweise flexible Arbeitszeiten und ich habe sehr viel extrem früh morgens gemacht. Unter der Woche bin teilweise um 3 oder noch früher aufgestanden und war dann um 9 oder 10 wieder daheim oder im Büro. Das ist natürlich anstrengend, aber so funktioniert’s! Wenn man zum Sonnenaufgang am Gipfel steht, weiß man wofür man es gemacht hat.
M: Und oft spielt ja das Wetter auch nicht mit – da bist du dann trotzdem losgezogen?
T: Es war ein schwieriger Sommer, mit vielen schwierigen Tagen. Manchmal geht man los und weiß die Bedingungen werden schwierig. Ich erinnere mich an eine Tour da waren richtig schlechte Bedingungen. Da hatten wir Nebel und Regen, oben war dann Schnee, der Fels war teilweise vereist. Aber so eine Tour bleibt dann umso mehr in Erinnerung und zwar positiv. Es ist ja trotzdem ein tolles Erlebnis. Jede Bedingung hat was – man muss dann einfach entsprechend planen und die richtige Ausrüstung mitnehmen. Ich musste aber zum Glück keine Tour abblasen, habe alles durchgezogen, nur einmal habe ich den 2. Gipfel weggelassen.
M: Gibt es auch ein Essen was dich motiviert?
T: Bei gemütlichen Touren sitze ich dann auch gerne gemütlich am See, man plaudert und genießt die Natur und wenn dann gibt’s da Wurstsalat und auch mal ein Bier – vielleicht nicht morgens vor der Arbeit [lacht], aber am Wochenende dann.
»Wenn man zum Sonnenaufgang am Gipfel steht, weiß man wofür man es gemacht hat.«
M: Was war der anspruchsvollste Gipfel für dich?
T: Das werde ich oft gefragt und es ist total schwierig. Es waren einige anspruchsvolle Berge dabei. Es sind aber immer die Bedingungen die es anspruchsvoll machen. Die Tour wo ich im Vorfeld am meisten Respekt gehabt habe, war der Elferkopf. Der leichteste Weg ist schon weglos und auf Steilgras und es war trotz ein paar Tagen Trockenheit immer noch nass und im steilen Gras ist das richtig unangenehm. Vor der Tour habe ich mir ziemlich den Kopf zerbrochen, aber es ist alles gut gegangen.
M: Wo gab’s den besten Ausblick – die beste Fernsicht?
T: Silvretta - da sind die höchsten Berge. Am Piz Buin waren wir im Winter, da sind wir eine Skitour gegangen. Aber bei gutem Wetter, wenn du 120 Berge machst, hast du eigentlich überall eine echt gute Aussicht.
M: Gibt’s zum Schluss noch eine einzigartige Erinnerung deines Abenteuers?
T: Ich war mit total unterschiedlichen tollen Menschen unterwegs und da hat jede Tour einen eigenen Charakter. Eine besondere Erinnerung war auf jeden Fall, als meine eigene Tochter (war zu diesem Zeitpunkt noch 2) auch einen Pin setzen wollte. Dann habe ich mir einen leichten Berg ausgesucht (den Hochberg), bin soweit wie möglich mit dem Auto gefahren und mit ihr dann die letzten 180 Höhenmeter gegangen. Es geht nicht immer nur um höher, schneller, weiter. Es ist einfach ein echt tolles Erlebnis, wenn du mit der 2-jährigen Tochter zum Gipfel läufst – da gibt’s Schokolade und zu Hause kann sie dann einen Pin setzen. Das ist doch das Schönste.
M: Eine Frage ist natürlich noch interessant! What’s next? Den Alpen(S)pinner gibt’s ja jetzt auch für Tirol und Salzburg kommt auch bald!
T: Es war ein wahnsinnig cooles Projekt und ich glaube mir wird etwas fehlen aber trotzdem will ich die Berge jetzt wieder einfach nur genießen. Grundsätzlich motivieren mich Ziele und mir fällt sicher bald wieder etwas ein. Stay tuned.
»Es ist einfach ein echt tolles Erlebnis, wenn du mit der 2-jährigen Tochter zum Gipfel läufst – da gibt’s Schokolade und zu Hause kann sie dann einen Pin setzen. Das ist doch das Schönste.«
Timos Alpen(S)pinner Gipfelkarte Vorarlberg mit allen 120 Gipfeln
Alle Fotos © Timo Hummel
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