Taufîk lebt seit langem als Lehrer in Paris, in seine tunesische Heimat kommt er nur noch selten. Umso größer ist die Freude seines Bruders Ibrahîm, als er sich bei ihm und dessen Familie für drei Wochen einquartiert. Aufmerksam und mit dem charakteristischen Blick eines Migranten, der zwischen zwei Kulturen lebt, registriert Taufîk, was sich in den letzten Jahren verändert hat: Ibrahîms Frau Jussra ist tiefreligiös geworden, ihr Sohn Wâil begleitet seinen Vater mit Begeisterung zum Freitagsgebet in die Moschee. Argwöhnisch beäugen sie ihre Nachbarin Naîma, die als Geschiedene Männerbesuche empfängt. Taufîk beginnt sich für die geheimnisvolle Frau zu interessieren und stellt ihr nach. In Tunis begegnet man Migranten wie ihm mit einer Mischung aus Bewunderung und Misstrauen. Allzu oft, so klagt man, protzten die Exiltunesier hier mit ihren großen Autos, während sie in Frankreich nur die Drecksarbeit erledigten. Zugleich träumen nicht wenige Einheimische davon, auf irgendeinem Wege selbst nach Europa zu gelangen und dort ihr Glück zu suchen. Habib Selmi schaut in seinem Roman von außen auf die tunesische Gesellschaft und die sich verändernde Bedeutung der Religion im Leben der Menschen. Er enthält sich aber eines Urteils und überlässt es dem Leser, der Leserin, eigene Schlüsse zu ziehen.
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