Im Frühjahr 1919, wenige Monate nach dem
Ende des Ersten Weltkrieges, zog Stefan Zweig
(1881 – 1942) gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin
und ihren beiden Töchtern aus erster Ehe
nach Salzburg.
Er wollte vor Ort keine besondere Rolle spielen,
vielmehr suchte er nach den turbulenten
Kriegsjahren Ruhe und Konzentration für die
Arbeit an neuen Werken. Und tatsächlich
verbrachte er nach der Hochzeit mit Friderike von
Winternitz eine ausgesprochen produktive Zeit in
Salzburg. Fast jedes Jahr bediente er sein stetig
anwachsendes Lesepublikum mit psychologisch
ausgeklügelten Erzählungen, historischen Essays
und Biographien. Besucher aus aller Welt gingen
bei den Zweigs ein und aus, und in idealisierender
Weise wurde das Haus auf dem Kapuzinerberg
als „Villa in Europa“ bezeichnet.
Doch die politischen Zeichen der Zeit standen
diesen Ideen deutlich entgegen. So entschied
sich Stefan Zweig im Herbst 1933, eine Wohnung
in London zu mieten, um dort für eine
Weile zu arbeiten. Für ihn sollte diese Entscheidung
der erste Schritt auf dem Weg in die
Emigration werden. Obwohl sich der endgültige
Abschied von Österreich noch über Jahre
hinzog, war der Bruch mit Salzburg spätestens
1934 vollzogen.
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